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Discours de S.A.R. le Grand-Duc lors du diner de gala en l’honneur de LL.AA.RR. le Grand-Duc et la Grande-Duchesse à l’occasion de la Visite d'Etat en Allemagne 23 au 25 avril 2012

23.04.2012

SEUL LE TEXTE PRONONCÉ FAIT FOI

Ansprache Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Luxemburg anlässlich des Staatsbanketts im Schloss Bellevue am 23 April 2012

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

Ihre freundlichen Worte zu Luxemburg und den Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern haben mich  sehr berührt. Geschichte und Geographie haben unser nachbarschaftliches Zusammenleben über Jahrhunderte maßgeblich geprägt.

Ein Staatsbesuch in Deutschland hat für uns immer eine besondere Bedeutung, da die Wurzeln unserer Dynastie in Ihrem Land liegen. Die Herzlichkeit, mit der die Großherzogin und ich zusammen mit unserem Sohn Prinz Guillaume, heute hier empfangen wurden, zeugt von den engen Beziehungen unserer Staaten. Wir fühlen uns hier sehr willkommen und möchten Ihnen und Frau Schadt dafür herzlich danken.

Bei seinem Besuch im Jahre 1978 bot sich meinem Vater noch ein ganz anderes Deutschland dar. Es war ein geteiltes Land, in dem die eine Hälfte unter einer Diktatur zu überleben versuchte, und die andere Hälfte das sogenannte Wirtschaftswunder erlebte. Die Bundesrepublik war als Mitglied der EU und der Nato ein integrierter Partner der freien Welt.

Und die Hauptstadt Bonn war weniger als zwei Autostunden von Luxemburg entfernt. Heute ist Deutschland seit mehr als 20 Jahren wieder ein Volk. Die Mauer wurde von Ost nach West eingedrückt. Die Wiedervereinigung Ihres Landes hat auch die unseres europäischen Kontinentes eingeleitet und ist immer noch ein Grund zur Freude. Entschlossene Politiker unter der Führung von Bundeskanzler Helmut Kohl konnten die Gunst der Stunde nutzen und erreichten durch ihr kluges Handeln das Zusammenwachsen der geteilten Nation.

Auch Sie, Herr Bundespräsident, zeugen durch Ihr Leben und Handeln von diesen fundamentalen Umwälzungen. Dank des Mutes von Menschen wie Ihnen ist es gelungen auf friedliche Weise Deutschland zu vereinen. Sie haben sich auch später dafür eingesetzt, dass den Opfern der Diktatur die Wahrheit nicht verschlossen blieb, und dass dadurch ihre Geschichte und Würde gewahrt wurden. Die Vergangenheitsbewältigung ist für Sie eine notwendige Bedingung, um damit die Zukunft freier gestalten zu können und ohne Furcht nach vorne zu schauen. Dies scheint mir die Botschaft zu sein, die Sie als frisch gewählter Bundespräsident den Bürgern überbringen wollten. In den heutigen Zeiten, wo viele Bürger ihre Beziehung zur Politik überdenken, ist ein „Lehrer der Demokratie“ wie Sie an der Spitze Deutschlands ein Segen.

Herr Bundespräsident,

Dank weitsichtiger Politiker wie Adenauer, Monnet und Schuman wurden nach dem zweiten Weltkrieg die richtigen Lehren aus der Geschichte gezogen. In der europäischen Union sind unsere Schicksale nun verbunden im Zeichen des Friedens, der Freiheit und der Demokratie.

Der Kreis der sechs Gründerstaaten hat sich dank seiner Eigendynamik und dank der historischen Veränderungen auf unserem Kontinent erweitert. Mit bald 28 Mitgliedsstaaten hat Europa uns „zu unserem Glücke vereint“, wie es in der Berliner Erklärung zum 50. Jahrestag der römischen Verträge heißt.

Nach den Irren und Wirren seiner Geschichte hat Luxemburg nun Frieden, Sicherheit und Wohlstand gefunden. Wir wissen aber auch, dass dies immer wieder neue Anstrengungen erfordert. Freiheit in Verantwortung, wie Sie es, Herr Bundespräsident, so treffend formulieren, ist ein Prinzip, das auch in Europa gelten muss. Luxemburg sieht es als seine Pflicht an, stets seinen Teil dazu beizutragen.

Der Weg aus der aktuellen Eurokrise erfordert klar ein Mehr an Europa. Wir müssen die Stabilität unserer gemeinsamen Währung langfristig sichern, ohne jedoch auf die Solidarität unter Mitgliedsstaaten zu verzichten. In europäischen Fragen fällt Deutschland eine herausragende Rolle zu, und dies sowohl im Zusammenspiel mit Frankreich und Polen, als auch im Geiste der europäischen Idee, gemeinsam mit den kleineren und mittleren Staaten in der EU. Ihr Land war sich immer bewusst, wie wichtig es ist, die Zusammengehörigkeit aller in der EU aktiv zu fördern. Luxemburg schätzt dies sehr.

Herr Bundespräsident,

Ich habe anfangs auf die besondere Bedeutung unseres Staatsbesuchs in Deutschland hingewiesen. Die Präsenz zahlreicher Minister an meiner Seite unterstreicht dies ebenfalls. Unsere wirtschaftlichen Beziehungen sind sehr breitgefächert, sowohl im industriellen Bereich wie in vielen Dienstleistungssektoren. Im Finanz- und Bankenbereich hat die langjährige deutsche Präsenz unseren Finanzplatz geprägt. Auch in der Medienwelt und im Energiesektor sind wir enge Partner.

Luxemburg ist dabei, sich als Universitäts- und Forschungsstandort in Europa zu etablieren und unterhält zahlreiche Kooperationen mit deutschen Institutionen. Wir freuen uns über die baldige Eröffnung eines Max-Planck-Instituts in Luxemburg. Für luxemburgische Studenten bleibt Deutschland nach wie vor die erste Wahl. Und auch die neue Universität Luxemburg zieht jedes Jahr mehr deutsche Studenten und Professoren an.

Beziehungen zwischen Staaten dürfen sich jedoch nicht auf Wirtschaft und Finanzen reduzieren. Es sind die Menschen, die durch ihr kreatives Schaffen die Brücken schlagen. Dies trifft zweifelsohne für die Kulturschaffenden unserer Länder zu. Berlin wird dieser Tage zum Zentrum der jungen luxemburgischen Künstlerszene. Luxemburgische Autoren, die in deutscher und französischer Sprache schreiben, werden am Mittwoch in Weimar lesen.

Wie bei Nachbarstaaten üblich, bestehen unsere bilateralen Beziehungen auch aus vielen kleinen grenzüberschreitenden Realitäten. Grenzen, die früher trennten, verbinden nunmehr die Bürger dies- und jenseits von Our, Sauer und Mosel. Rund 40.000 Deutsche kommen als Pendler jeden Tag nach Luxemburg und sind, mit den zahlreichen französischen und belgischen Grenzgängern, aus unserem Wirtschaftsleben nicht mehr wegzudenken. Tausende Luxemburger leben wie selbstverständlich in den Nachbarregionen und fühlen sich dort zu Hause. Dies ist das gelebte und alltägliche Europa der Bürger.

Unser Besuch heute und morgen in Berlin wird neue Wege öffnen, unter anderem durch die Unterzeichnung verschiedener Verträge, aber auch durch neue Kontakte, die geknüpft werden.

Nach Berlin freuen wir uns, Brandenburg und Thüringen besser kennen zu lernen und hoffe, dass den Luxemburgern in Zukunft Erfurt, Dresden und Rostock genau so am Herzen liegen wie Trier, Saarbrücken und München.

Herr Bundespräsident, Frau Schadt,

Exzellenzen, meine Damen und Herren,

In diesem Sinn sollten sich unsere beiden Staaten auch weiterhin einsetzen, nicht für eine Gestaltung des absolut „Guten“ und „Richtigen“, sondern – wie Sie, Herr Bundespräsident, sich ausgedrückt haben – des jeweils Besseren.

Gemeinsam mit der Großherzogin bitte ich Sie, Ihr Glas zu erheben und auf das Wohl des Herrn Bundespräsidenten und Frau Schadt, auf das Wohlergehen Deutschlands und auf die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern anzustoßen.