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Interview de S.A.R. le Grand-Duc : DPA – 5 ans de l’accession au trône

01.10.2005

Ihre Besuche in Metz, Trier und Saarbrücken zeigen, dass Ihnen die Großregion Saar-Lor-Lux am Herzen liegt. Welche Chancen sehen Sie für eine Region, die europäischer kaum sein könnte?

Wie ihre Frage es unterstellt, schenke Ich, genau wie meine Regierung, der Großregion Saar-Lor-Lux, der auch Wallonien seit kurzem angehört, eine prioritäre Aufmerksamkeit. Aus Luxemburger Sicht denke ich natürlich in erster Linie an die vielen Grenzgänger - 40 Prozent der Arbeitskräfte im Großherzogtum – ohne deren Präsenz die Wirtschaft meines Landes nicht überleben könnte. Im Gegenzug fördert Luxemburg das Wachstum seiner Nachbarländer angesichts der Kaufkraft jener 112.000 Leute, die sonst kaum eine gesicherte Existenz bei sich gefunden hätten.
Ich sehe aber das Konzept Großregion nicht nur durch die Brille des Arbeitgebers versus Arbeitnehmers: ganz im Gegenteil, meine sechs Besuche in den verschiedenen Metropolen unserer direkten Umgebung haben mich von den enormen Potentialitäten unserer Gemeinsamkeit überzeugt. Denken Sie nur an die hochkarätigen Universitäten sowie an das enorm diversifizierte Kulturgut.

Zusammenfassend, die Großregion mit ihren immer engeren Verbindungen entwickelt sich allmählich zu einem Ganzen, der die aus früheren und oft finsteren Zeiten vererbten Grenzen als ein obsoletes Überbleibsel erscheinen lässt. Und dies scheint mir für Europa wegweisend zu sein.

Sie gelten als einen ausgesprochen modernen Großherzog. Das merkt man an Ihrer Art, wie Sie und auch Ihre Frau offen auf die Menschen zugehen und sich in keiner Weise abschotten. Man merkt es auch daran, dass Sie offen mitteilen lassen, dass Ihr Sohn Vater wird. Diese Art steht im Gegensatz zu dem Stil Ihres Vaters. Haben Sie sich bewusst für mehr Offenheit entschieden, als sie vor 5 Jahren Ihr Amt antraten?

Ich überlasse Ihnen die Verantwortung für die von Ihnen erwähnte Beschreibung meines Arbeitsstils. Sicher ist, dass ich viel an der Seite meines Vaters gelernt habe. Nun ist es aber an mir, wenn ich mich mal so ausdrücken darf, diese mir gegebene Erziehung in einem völlig neuen Umfeld umzusetzen. Angesichts der gewaltigen Umwälzungen auf unserm Kontinent und darüber hinaus in der Welt, sind diese Anpassungen auch für eine verfassungsrechtliche Monarchie unentbehrlich und unumgehbar. In dieser Hinsicht, und mit der täglichen Unterstützung meiner Frau, findet das auch in meiner Offenheit seinen Niederschlag.

Wo sehen Sie die Schwerpunkte Ihres Amtes?

Das Risiko ist immer groß wenn man über die Schwerpunkte redet angesichts der Gefahr das Eine oder Andere unterschätzt zu haben. Es bleibt nun aber, dass für mich das Ansehen Luxemburgs in jeder Hinsicht als Priorität erscheint: ein zwar gewiss kleines Land, doch ein Land wo es sich gut lebt für alle, ich meine im Respekt der Auffassungen eines jeden, eingebunden in eine lebendige Demokratie wo Solidarität und Initiativgeist die zwei Seiten einer selben Medaille sind; schlußendlich ein zuverlässiger Partner auf den man zählen kann, in der Europaïschen Union wie im atlantischen Bündnis, aber allen voran in der dritten Welt.

Bei dem Besuch des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler sagten Sie, dass das deutsch-luxemburgische Verhältnis heute so gut ist wie nie zuvor. Welche Rolle spielt noch die Vergangenheit des deutschen Nationalsozialismus im Großherzogtum? Oder liegt der Schwerpunkt auf der Gegenwart und in der Zukunft?

Ganz sicher sind die in unserem Land geführten Debatten zukunftsorientiert. Wie könnte es auch anders sein. Diese Überlebenschancen vieler europäischer Länder in einer Welt mit so rasanten Umwälzungen wie wir sie seit Jahren kennen, fordern Kreativität und Innovation. Da wären Überlegungen nur über das Gewesene fehl am Platz.

Es bleibt nun, dass das unheimliche Leid, dem meine Landsleute ausgesetzt waren, und dies zwei Mal in weniger als 20 Jahren, tiefe Wunden aufgerissen hat deren Vernarbung noch viel Zeit nehmen wird. Hinzukommen die Nazischergen mit ihren abscheulichen Methoden die paradoxalerweise den Zusammenhalt der Luxemburger kräftig gefördert haben. Durch dieses Leid entsprang das aus dem 19. Jahrhundert gebildete kleine Staatsgefüge zu einer Nation. In diesem Sinne gedenken wir jenen, denen wir unser heute so komfortables Leben verdanken. Und dies machen wir heutzutage zusammen mit unserem geschätztem Nachbar Deutschland, dessen Kultur und Lebensweise uns so tief geprägt haben.

Welche Vorteile hat die konstitutionelle Monarchie Ihrer Meinung nach? Ist es nicht eine fast zu große Verantwortung und Belastung für eine Familie über all die Generationen, die der großherzoglichen Familie obliegen?

Wenn man von seinem eigenen Wirken spricht ist Bescheidenheit oberstes Gebot. Grundsätzlich kann man die Grundzüge einer konstitutionellen Monarchie in der Kontinuität und mit der damit verbundenen Solidarität sehen. Das Los des verfassungsrechtlichen Monarchen ist nicht vergleichbar mit einem politischen Mandat im wahrsten Sinne des Worts. Sein Mandat ist nicht an dem Ausgang für die von der Verfassung vorgesehenen Wahlen und deren Termine gebunden. Übergeordnet und gleichzeitig passend, in der Legislative wie in der Exekutive, ist der wichtigste Auftrag des Monarchen das harmonische Zusammenhalten aller staatlicher Institutionen im Respekt einer uneingeschränkten Meinungsfreiheit.

Aus der Perspektive des Ansehens Luxemburgs im Ausland – ein Aspekt dem ein kleines Land einen besonders hohen Stellenwert misst – schafft die besondere Stellung des Monarchen Respekt und Ausstrahlung, die das Zusammenkommen mit ansprechbarer Partnern in der Politik wie in der Wirtschaft vorteilhaft fördert. Diese Verantwortung hat meine Familie in schweren Zeiten wie in der Nachkriegszeit mit viel Einsatz übernommen.

Unser Engagement, dem sich in der Zwischenzeit auch unser Sohn Guillaume stellt, ist die Antwort meiner Familie auf das große Vertrauen das unser Volk seit dem überwältigenden Referendum von 1919 Ihr geschenkt hat.

Welche Feierlichkeiten sind zu Ihrem Thronjubiläum geplant?

Feierlichkeiten wären nach meiner Meinung fehl am Platz.